Am Montag, den 9. September gab der Badische Weinbauverband mit seiner Herbstpressekonferenz den offiziellen Startschuss für die Weinlese 2024 im südlichsten deutschen Anbaugebiet. In der Bischoffinger Winzer eG, die dieses Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiert, konnte Weinbaupräsident Rainer Zeller neben Landwirtschaftsminister Peter Hauk auch zahlreiche Medienvertreter begrüßen. In seiner Begrüßungsrede wies Zeller auf die aktuellen Herausforderungen für die Winzerinnen und Winzer im Land hin und forderte die Politik auf, den Weinbau in schwierigen Zeiten zu unterstützen, beispielsweise bei der Förderung des Pheromonprogramms zur biologischen Bekämpfung des Traubenwicklers, aber auch bei Aktivitäten zum Erhalt der Kulturlandschaft. Hier sei eine Allianz aus Politik, Weinbau, Tourismus und Kommunen gefragt, so Zeller, die gemeinsam Lösungen für den Ländlichen Raum entwickeln müsse. Mit Blick auf das Marketing für heimischen Weine forderte Präsident Zeller eine tragfähige Lösung für Baden-Württemberg, in diesem Punkt hätten die Nachbarn in Rheinland-Pfalz aktuell die Nase vorn. Unser Ziel muss es allerdings sein, den Marktanteil badischer Weine in der Region und darüber hinaus wieder auszubauen, so Zeller.
Weniger Menge, bei sehr guter Qualität
„Bei allen Herausforderungen, mit denen sich die Weinbranche gerade konfrontiert sieht, gibt es aber auch positive Nachrichten.“, freute sich Verbandsgeschäftsführer Holger Klein. Damit spielte er auf den Weinjahrgang 2024 an. Die Winzer dürfen sich zum jetzigen Zeitpunkt über topgesundes Lesegut und vielversprechende Qualitäten freuen. „Für unsere Betriebe ist das auf der Zielgeraden die Belohnung für ein arbeitsintensives Jahr, das einige Nerven gekostet hat.“ Der Jahrgang war von einem niederschlagsreichen Frühjahr geprägt, was einen hohen Druck an Pilzkrankheiten, insbesondere dem falschen Mehltau, zur Folge hatte. Die Winzerinnen und Winzer hatten alle Hände voll zu tun, um mit dem Pflanzenschutz hinterherzukommen. In Mittel- und Norbaden haben außerdem Spätfröste Ende April dafür gesorgt, dass die Ertragserwartung deutlich unter dem 10-jährigen Mittel liegt. Entsprechend wird sich die Ertragssituation über das gesamte Anbaugebiet betrachtet eher inhomogen darstellen. Während sich die Menge in Südbaden nach ersten Schätzungen im Bereich des langjährigen Mittels bewegen dürften, ist in Mittel- und Nordbaden (in den Bereichen Breisgau, Ortenau, Kraichgau und Tauberfranken) mit Erträgen teilweise deutlich unterhalb des langjährigen Mittels zu rechnen. Gründe hierfür sind neben den erwähnten Frost- auch regionale Hagelereignisse.
Nach Auswertung der ersten Ertragsschätzungen geht der Weinbauverband von einer Erntemenge zwischen 100 und 110 Mio. Litern aus, was einem Hektarertrag im Bereich von 65 bis 72 hl entspräche. Der Jahrgang 2024 wird also mengenmäßig zu den kleineren Jahrgängen der letzten zehn Jahren zählen. Auf das gesamte Anbaugebiet gerechnet, bedeutet das eine um rund 15 bis 20 Prozent geringere Erntemenge im Vergleich zum Vorjahr und eine prognostizierte Erntemenge, die etwa 10 bis 15 Prozent unter dem 10-jährigen Mittel liegt.
„Obwohl das Jahr für die Betriebe, insbesondere für die biologisch wirtschaftenden, sehr herausfordernd war, können wir mit guten Qualitäten rechnen. Die zu halten war allerdings nur durch einen entsprechenden Einsatz von Pflanzenschutzmitteln möglich.“, so Klein. Der Jahrgang 2024 war für die Winzer also vergleichsweise arbeitsintensiv und damit teuer in Bezug auf die Produktionskosten. Insbesondere in den Anlagen, die entsprechend bewirtschaftet wurden, sind die qualitativen Erwartungen hoch, denn die Wasser- und damit auch die Nährstoffversorgung der Reben war 2024 sehr gut. Auch die ph-Werte und der Gehalt an hefeverfügbaren Stickstoffen sind laut aktuellen Messungen sehr gut, was gute Voraussetzungen für stabile Moste, einen idealen Gärverlauf und aromatische Weine darstellt.
Positive Signale
Unterm Strich blicken die badischen Winzer, aller Turbulenzen während der Vegetation zum Trotz also sehr positiv auf den Beginn der Hauptlese, die Mitte September starten wird. Auch die Signale aus der Politik geben den Winzern Hoffnung, denn Minister Hauk versprach in seinem weinbaupolitischen Statement, sich in den aktuellen Haushaltsverhandlungen für eine Erhöhung der Pheromonförderung einzusetzen. Außerdem wolle er mit Hochdruck und in enger Abstimmung mit der Weinbranche Maßnahmen entwickeln, um dem Konsumrückgang entgegenzuwirken und auch den Export heimischer Weine anzukurbeln. Mit Blick auf die Bundespolitik wolle er versuchen, Anpassungen an bestehenden Förderprogrammen durchzusetzen, die geförderte Brachen auch in Sonderkulturen ermöglichen würden.